Das Gestüt

AKTUELL: Seit 2014 ist die Gestüt Graditz GmbH unter der Leitung des geschäftsführenden Gesellschafters Matthias Tandler Pächter eines Teils der historischen Gestütsanlage. Wir betreuen 70 ha Grünland, den Langen Stall mit 50 Boxen, die Paddocks IV bis IX  mit 25 Boxen (jeweils ca. 16 qm groß) und den mitten in den Elbweiden gelegenen Sommerstall mit seinen weiteren 24 geräumigen Boxen.

Mit der Unterstützung des gesamten Teams und der Familie Tandler ist der Erhalt der Englischen Vollblutzucht am Standort Graditz gesichert und ausgebaut worden.

In den vergangenen Jahren haben wir das Gestüt immer weiter entwickelt. Vieles wurde ausprobiert und verbessert. In den vergangenen zwei Jahren haben wir uns auf die Anforderungen des Klimawandels eingestellt: Wir haben die Gesamtanzahl der Pferde resolut reduziert und damit die Qualität der Bedingungen sehr stark erhöht. Unsere Ziele:

  • Eine gesunde Aufzucht. Das Pferdewohl steht an erster Stelle. Wenn die Pferde das Gestüt in Richtung Rennstall verlassen, sind sie den Anforderungen dort physisch und psychisch bestmöglich gewachsen. 
  • Pflege des Grünlandes: Die Elbweiden bieten hervorragende Standortbedingungen. Durch den relativ geringen Pferdebestand werden sie schonend beweidet und somit im besten Zustand erhalten.
  • „Graditz & Friends“: Wir stellen die von uns selbst gezogenen Pferde Besitzergemeinschaften zur Verfügung und unterstützen das Training.

GESCHICHTE  Das Gestüt Graditz blickt auf eine über 300-jährige Geschichte zurück. Bereits im 17. Jahrhundert wurden rings um Torgau Hofgestüte errichtet, da der Bedarf an Pferden für Militär und Transport ständig stieg. August der Starke beauftragte den sächsischen Landbaumeister M. D. Pöppelmann aus den Vorwerken Graditz und Repitz die historische Gestütsanlage zu errichten. In den folgenden Jahrzenten entstand das noch heute erhaltene Ensemble aus Schloss, Torhaus, Stutenstall und Langer Stall. Später wurden der Hauptbeschälerstall mit der Deckhalle, sowie eine Reithalle, eine Gestütsschmiede, eine Stellmacherei und eine Sattlerwerkstatt errichtet. Oberlandstallmeister Graf G. v. Lehndorff errichtete um 1850 die Paddockanlagen, die eingebettet in den Graditzer Park auf einer Fläche von ca. 15 ha Grünland zehn Stallgebäude umfasste. Zusätzlich wurde in der Elbaue der von 80 ha Weide umgebene Sommerstall gebaut.  

Seit dem 19. Jahrhundert sind in Graditz Englische Vollblüter zu Hause. 1866 entschied die Preußische Gestütsverwaltung, die Zuchtherden aus Trakehnen,  Neustadt/D. und Graditz in Graditz zusammenzulegen. Georg Graf v. Lehndorff übernahm die Leitung des Gestüts und baute in den folgenden Jahren durch Importe von Stuten und Hengsten eine Vollblutzuchtherde auf. Unter ihm und seinem Sohn Siegfried Graf v. Lehndorff entwickelte sich Graditz zu einem bedeutenden Zentrum der Vollblutzucht. 1907 wurde in Neuenhagen an der Rennbahn Berlin-Hoppegarten der Graditzer Hof erworben und zu  einer zu damaliger Zeit weltweit anerkannte Trainingszentrale entwickelt. Nach der Rennsaison erhielten die Pferde eine aktive Ruhepause bzw. ein Wintertraining in Graditz. Extra dafür baute man im Hauptgestüt Graditz zwei Rennställe mit insgesamt 40 Boxen und die Trainingsbahn. Viele bedeutende Rennpferde wirkten in Graditz oder wurden hier geboren. Stellvertretend sollen hier nur Ard Patrick,  Herold, Hannibal, Nuage, Dark Ronald und Antwort genannt. Graditzer Rennpferde waren in dieser Zeit so erfolgreich, dass sie in den Rennen Aufgewichte tragen mussten, um der privaten Zucht eine Chance zu geben. 

Die vergangenen 100 Jahre waren durch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen durch einen ständigen Wandel geprägt. 1922 wurde die komplette Vollblutzucht nach Altefeld verlegt. Erst 1930 wurde diese Entscheidung rückgängig gemacht. Der 2. Weltkrieg brachte am Ende einen Totalverlust des Pferdebestandes. In den Jahren danach gelang eine Stabilisierung, bis 1990 war Graditz staatliches Vollblutgestüt. 1992 wurde die Sächsische Gestütsverwaltung gegründet, mit der Führung einer Hauptgestütsherde für Deutsche Reitpferde beauftragt und es erfolgte die Privatisierung der Vollblutzucht. Die gesamte Gestütsanlage wurde durch den Freistaat Sachsen in altem Glanz wiederhergestellt. Ein Teil des Gestüts wird vom Freistaat für die Vollblutzucht verpachtet. Dazu gehören der Lange Stall, die Paddocks, der Sommerstall, die Rennbahn und ca. 80 ha Weideland. Im Mai 2014 erhielten wir als neue Pächter die Chance, auf dieser geschichtsträchtigen Anlage ein modernes Vollblutgestüt aufzubauen.